Frauenanteil Promotionen

Wie hoch ist der Frauenanteil bei Promotionen in Deutschland?

Die Promotion kann als erster Schritt einer wissenschaftlichen Karriere nach dem Erststudium erfolgen. Auch wenn die Gesamtanzahl abgeschlossener Promotionen von Jahr zu Jahr teilweise stark variiert, lässt sich erkennen, dass Promotionen insgesamt im Zeitverlauf quantitativ gesehen an Bedeutung zugenommen haben. Während die Anzahl abgeschlossener Promotionen in den Jahren von 1998 bis 2010 durchschnittlich bei 24.600 lag, gab es in den Jahren seit 2011 durchschnittlich 27.900 Promotionen. Insbesondere die Anzahl an Frauen, die eine Promotion abschließen, hat sich kontinuierlich erhöht von 8.228 im Jahr 1998 auf aktuell 12.754 im Jahr 2022. Die Zahl der Männer mit einer abgeschlossenen Promotion lag vor allem in den Jahren von 2003 bis 2012 mit durchschnittlich 14.500 Absolventen unter dem vorherigen Niveau von über 16.000 (für den Zeitraum von 1998 bis 2002). Seit 2013 steigt die Anzahl der Promotionen auch bei Männern wieder an, auf durchschnittlich 15.400. Sowohl der Anstieg der Promotionsabsolventinnen als auch die niedrigere Anzahl bei den Männern führen dazu, dass der Frauenanteil bei Promotionen von 33,1 Prozent im Jahr 1998 auf inzwischen 46,1 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist. Die Geschlechterverteilung bei Promotionen nähert sich damit immer weiter einer Parität an, wobei sich das Niveau von über 40 Prozent bereits seit dem Jahr 2006 eingependelt hat, ohne bedeutsam weiterzuwachsen: In den letzten 10 Jahren ist der Frauenanteil durchschnittlich nur geringfügig um 0,1 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen.

Über den akademischen Qualifikationsverlauf (nach dem Erststudium) hinweg betrachtet, ist bei Promotionen das Verhältnis zwischen Frauen und Männern am ausgeglichensten. Einzig die Juniorprofessuren bilden eine Ausnahme: Bei ihnen liegt der Frauenanteil im Jahr 2022 mit 48,7 Prozent sogar noch über dem der Promotionen (vgl. Leaky Pipeline). Nach der Promotion entscheiden sich allerdings deutlich mehr Frauen als Männer dafür, das Wissenschaftssystem zu verlassen. Daher ist vor allem die Phase nach der Promotion maßgeblich dafür, wie viele der promovierten Frauen später in Professuren, also den wissenschaftlichen Führungspositionen, arbeiten.1

Promotionen in Deutschland nach Geschlecht und Fächergruppe

Promotion nach Fächergruppe

Je nach Fächergruppe ist die Anzahl der Frauen, die eine Promotion abschließen, sogar deutlich höher als die Anzahl der Männer. Dies trifft im Jahr 2022 insbesondere auf die Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften & Veterinärmedizin mit einem Frauenanteil von 64,6 Prozent, , die Fächergruppe Kunst & Kunstwissenschaften (Frauenanteil 60,8 Prozent), Humanmedizin & Gesundheitswissenschaften (Frauenanteil 60,4 Prozent) und die Geisteswissenschaften (Frauenanteil 52,3 Prozent) zu. Am wenigsten Frauen promovieren anteilig in den Ingenieurwissenschaften: Hier werden nur 19,9 Prozent der Promotionen von einer Frau abgeschlossen. In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften liegt der Frauenanteil mit 47,8 Prozent ungefähr auf dem Niveau aller Promotionen gesamt gesehen, in Sport & Sportwissenschaft (41,9 Prozent) und der Fächergruppe Mathematik & Naturwissenschaften (40,2 Prozent) etwas darunter.

Zeitvergleich Frauenanteil Promotionen nach Fächergruppe

Entwicklung des Frauenanteils nach Fächergruppe

Die Betrachtung der Frauenanteile in den einzelnen Fächergruppen im Zeitverlauf zeigt, dass der Anteil der Frauen bei Promotionen in allen Fächergruppen gewachsen ist. Insbesondere ist der Frauenanteil in den Fächergruppen gestiegen, in denen Frauen im Jahr 2001 im Vergleich zu den anderen Fächergruppen anteilig weniger vertreten waren. Den deutlichsten Zuwachs gab es in der Fächergruppe Sport & Sportwissenschaften: Hier hat sich der Frauenanteil in den Jahren von 2001 bis 2021 von 23,8 auf 47,6 Prozent etwas mehr als verdoppelt. Zum Jahr 2022 verringert sich der Frauenanteil um fast 6 Prozentpunkte auf 41,9 Prozent. Schwankungen sind hier auch auf die geringe Anzahl an Promotionen insgesamt zurückzuführen (2022: 117 Promotionen). In der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften ist der Frauenanteil im Jahr 2021 mit 19,3 Prozent 1,7-mal so hoch wie im Jahr 2001 mit 11,4 Prozent und ist zum Jahr 2022 erneut angestiegen auf 19,9 Prozent. In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie in der Fächergruppe Mathematik & Naturwissenschaften ist der Anteil der Frauen mit abgeschlossenen Promotionen im Jahr 2021 ungefähr 1,5-mal so hoch wie im Jahr 2001, in den Fächergruppen Humanmedizin & Gesundheitswissenschaften 1,3-mal höher als vor 20 Jahren. Zum Jahr 2022 gab es hier jeweils nur leichte Veränderungen um maximal 1,3 Prozentpunkte. Am niedrigsten ist der Anstieg in den Fächergruppen Agrar-, Forst-, und Ernährungswissenschaften & Veterinärmedizin, Kunst & Kunstwissenschaft und den Geisteswissenschaften. Hier lag der Anteil von Absolventinnen bereits im Jahr 2001 jeweils knapp unter oder auch über 50 Prozent.

Literatur 

1 Löther, Andrea (2022): Gleichstellungspolitische Aspekte von Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur sowie befristeter Beschäftigung in der Wissenschaft. GWK-Sonderauswertung 2022. In: GWK (2022): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 26. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Materialien der GWK, Heft 82, Bonn.

Weiterführende Publikationen

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquelle:
Statistisches Bundesamt 2023, Statistik der Prüfungen, Tabelle 21321-0004: Prüfungen an Hochschulen: Deutschland, Jahre, Nationalität, Geschlecht, Prüfungsergebnis, Abgelegte Abschlussprüfungund Statistik der Prüfungen - Statistischer Bericht - Prüfungsjahr 2022

Anmerkungen:

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich. Berichtszeitraum ist das Prüfungsjahr (Wintersemester und das darauffolgende Sommersemester).
  • Grundgesamtheit sind alle im Prüfungsjahr (Wintersemester und das darauffolgende Sommersemester) abgelegten Abschlussprüfungen an Hochschulen.
  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der staatlichen und kirchlichen Prüfungsämter, die für administrative Zwecke erhoben wurden. Die Prüfungsstatistik ist eine Sekundärerhebung (Vollerhebung).

Einschränkungen / Brüche in den Daten:
Die Fächersystematik wurde vor allem ab dem Berichtsjahr 2015 grundlegend geändert.

Ab 2015 gilt eine überarbeitete Fächersystematik. Hierbei handelt es sich um rein textliche Änderungen, aber auch um die Zusammenlegung von Fächergruppen oder einer Verschiebung von Lehr- und Forschungsbereichen in andere Fächergruppen. Die Ergebnisse ab 2015 sind daher nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.

  • Die bisherige Fächergruppe "Sprach- und Kulturwissenschaften" wird umbenannt in "Geisteswissenschaften".
  • Die bisher separat nachgewiesene Fächergruppe "Veterinärmedizin" ist in der Fächergruppe "Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin" aufgegangen, die Zuordnung ist hierfür rückwirkend für alle dargestellten Jahre umgesetzt.
  • Die Lehr- und Forschungsbereiche „Psychologie“, „Erziehungswissenschaften“ sowie der bisherige Studienbereich „Sonderpädagogik“ werden statt in der Fächergruppe „Geisteswissenschaften“ (bisher „Sprach- und Kulturwissenschaften“) seitdem in der Fächergruppe „Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ nachgewiesen.
  • Der Lehr- und Forschungsbereich „Informatik“ erfolgt statt in der Fächergruppe „Mathematik, Naturwissenschaften“ seitdem in der Fächergruppe „Ingenieurwissenschaften“.

Im Jahr 2020 erfolgten Anpassungen, die vor allem Verschiebungen einzelner Fachgebiete innerhalb der Fächergruppen betreffen und damit nur geringe Auswirkungen auf die Vergleichbarkeit mit den Vorjahren haben.