Unter den Begriff Gründung fallen alle Formen der beruflichen Selbständigkeit. Dennoch gibt es keine einheitliche Definition und auch unterschiedliche Datengrundlagen zu den Gründungsaktivitäten. Zahlen zu gewerblichen Gründungen zeigen, dass Frauen bei Neugründungen insgesamt im Jahr 2022 mit 32,2 Prozent vertreten sind (vgl. Daten und Fakten - Frauenanteil an Neugründungen), bei Neugründungen von gewerblich angemeldeten Einzelunternehmen liegt der Frauenanteil mit 37,8 Prozent etwas höher (vgl. Daten und Fakten - Frauenanteil bei Neugründungen von Einzelunternehmen). Dieser Anteil entspricht auch in etwa dem im KfW-Gründungsmonitor angegebenen Frauenanteil an Gründungen insgesamt, der dort für das Jahr 2023 mit 37,3 Prozent angegeben wird.1 (Der KfW-Gründungsmonitor berücksichtigt alle Gründungsaktivitäten, also nicht nur die Anmeldung eines Gewerbes, beruht jedoch auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung und nicht auf den Zahlen einer amtlichen Statistik.) Daten des Instituts für Mittelstandsforschung (anhand von Auswertungen der Finanzverwaltungen der Bundesländer) zeigen, dass der Frauenanteil bei Existenzgründungen in den Freien Berufen deutlich höher und seit einigen Jahren sogar über 50 Prozent liegt (vgl. Daten und Fakten - Frauenanteil bei Existenzgründungen in Freien Berufen).2 Bei Gründungen von Startups wiederum sind Frauen deutlich unterrepräsentiert: Wie dem Deutschen Startup Monitor zu entnehmen ist, machen Frauen im Jahr 2023 hier lediglich 20,7 Prozent aller Gründungen aus.3 (Startups sind definiert als junge Unternehmen mit einem innovativen Geschäftsmodell oder einer innovativen Technologie und/oder die ein signifikantes Mitarbeiter*innen- oder Umsatzwachstum aufweisen können.) Die geringere Beteiligung von Frauen an den wachstums- und umsatzorientierten Startup-Unternehmen führt unter anderem dazu, dass frauengeführte Unternehmen in Deutschland einen geringeren wirtschaftlichen Beitrag leisten.4
Gründe dafür, warum Frauen seltener gründen als Männer, können ursächlich auf die in der Gesellschaft verankerten stereotypen Rollenbilder von Frauen und Männern zurückgeführt werden. Diese führen dazu, dass Frauen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen rund um eine Gründung häufig nicht für ausreichend halten und eine niedrigere Risikoaffinität als Männer entwickeln. Außerdem beeinflussen die stereotypen Rollenbilder den Bildungs- und Erwerbsverlauf von Mädchen und (jungen) Frauen weg von eher technischen Berufsinhalten hin zu Berufen im Bereich Gesundheit und Soziales. Die vorherrschenden Rollenbilder führen zudem dazu, dass Frauen weiterhin den größten Teil der Verantwortung bei der Betreuung der eigenen Kinder sowie bei der Arbeitsteilung im Haushalt übernehmen, und ihnen damit weniger Spielraum für zeitaufwändige Gründungsaktivitäten bleibt.4