Sichtbarkeit wird häufig durch „Selbstvermarktung“ erreicht – das heißt, gute Arbeit zu machen, sie aktiv zu bewerben und als eigene Leistung herauszustellen. Studien haben gezeigt, dass Frauen sich häufig weniger stark selbst vermarkten und z.B. in Co-Autor*innenschaften mit Männern weniger sichtbar sind. Außerdem gibt es einen zeitlichen Faktor – wenn Frauen mehr Care-Arbeit machen als Männer, haben sie weniger Zeit für Selbstmarketing. Schließlich werden sichtbare Frauen leider oft stärker und persönlicher kritisiert als Männer. Hinzu kommt, dass Frauen oft mehr Aufgaben in Lehre, Mentoring und Management übernehmen, die an deutschen Universitäten selten sichtbar gemacht werden.
#3FragenAn: Mehr Sichtbarkeit durch strukturelle Veränderungen
heiCHANGEProf. Dr. Christiane Schwieren, welche Strukturen müssen sich verändern, damit Wissenschaftlerinnen sichtbarer werden? meta-IFiF stellt #3FragenAn die Projektleiterin vom IFiF-Projekt heiCHANGE.
#3FragenAn: Mehr Sichtbarkeit durch strukturelle Veränderungen
In der aktuellen Social-Media-Kampagne von meta-IFiF ist das IFiF-Projekt heiCHANGE eines der Best-Practice-Beispiele für Sichtbarkeitsmaßnahmen, die eine Veränderung von Strukturen fokussieren.
Das Projekt zielt konkret auf strukturelle Veränderungen ab, die ein inklusives und innovatives Wissenschaftsverständnis ermöglichen. Die Universität Heidelberg dient dabei als Modell, an dem Strukturen angestoßen werden, die zu einer erhöhten Sichtbarkeit der universitätseigenen Wissenschaftlerinnen beitragen.
meta-IFiF hat Prof. Dr. Christiane Schwieren, die Projektleiterin von heiCHANGE, gefragt, wo bestehende Strukturen die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen behindern, welche Veränderungen das Projekt anstrebt und wo Veränderungen am leichtesten bzw. am schwierigsten umzusetzen sind.
#3FragenAn: Mehr Sichtbarkeit durch strukturelle Veränderungen
Die Universität ist gerade dabei, eine neue Expert*innenplattform aufzubauen. Hier wollen wir ansetzen und zum einen ermöglichen, verschiedenste Arten von Expertise herauszustellen - also nicht nur Publikationen und Drittmittelerfolge, sondern auch andere Expertise, z.B. in Lehre oder Mentoring. Außerdem wollen wir verschiedene Arten von Unterstützung bei der Darstellung innerhalb der Plattform ausprobieren, um besser zu verstehen, was hilfreich ist. Das ist natürlich nur ein erster Schritt!
Am leichtesten sind Veränderungen, wie wir sie jetzt ausprobieren wollen – Veränderungen die hauptsächlich Darstellungsaspekte betreffen. Schwierig wird es, wenn sich die gesamte Kultur dessen, was als anerkennenswerte Leistung gilt, ändern soll. Das erfordert tiefgreifende Veränderungen, zum Beispiel der Bewertungskriterien, ist jedoch nicht grundsätzlich unmöglich. In anderen Ländern, z.B. in Kanada, gibt es bereits Strukturen, die Anerkennung und Sichtbarkeit für verschiedenste Leistungen innerhalb des Wissenschaftssystems erlauben. Ganz schwierig wird es bei gesellschaftlichen Veränderungen – wenn es um den Punkt geht, dass Frauen häufig schärfer kritisiert werden als Männer, wenn sie sichtbar sind. Solche langfristigen Veränderungen benötigen Zeit.