IFiF-Projekte

#3FragenAn zum Thema Gender Award Gap

GAP

Herr Dr. Hansson, warum bekommen Frauen im Bereich der Medizin weniger Preise als Männer? meta-IFiF stellt #3FragenAn Dr. Nils Hansson, Projektleiter des IFiF-Projekts „Gender Award Gap“.

Die Antwort auf diese Frage ist ebenso einfach wie kompliziert. Preise spielen in der Medizin eine enorme Rolle: Über 1200 Preise und Ehrungen mit Dotierungen von bis zu 50.000 Euro allein von medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland sprechen dafür!
Welchen Stellenwert jeder einzelne Preis hat, hängt dann von verschiedenen Faktoren ab: Für welche Leistung wird er vergeben? Es gibt in jeder Fachgesellschaft meistens nur einen oder zwei Auszeichnungen, die eine längere Tradition haben und die in der Fachöffentlichkeit wirklich jeder kennt.
Auch unsere Umfrage unter Mitgliedern der untersuchten Fachgesellschaften zeigte ein differenziertes und vielleicht auch wenig überraschendes Bild. Je mehr die Befragten mit Preisen beschäftigt waren, beispielweise als Preisträger*in oder als Juror*in, je größeren Stellenwert maßen sie Preisen zu. Eine Mehrheit findet Preise aber zumindest relevant.

Die gute Nachricht zuerst: Unsere Studie hat gezeigt, dass sich in den letzten Jahren der Gender Award Gap bei vielen Fachgesellschaften verringert oder sogar geschlossen hat.
Nun die Schlechte: Die wichtigen Preise, also die die jeder kennt und die dann in der Beurteilung einer/s Forscher*in wirklich den Unterschied machen können, gehen in vielen Fachgesellschaften immer noch mehrheitlich an Männer. Die Gründe sind vielfältig.

Bei vielen Verantwortlichen ist das Problem inzwischen angekommen.
Unser Dialog mit Arbeitsgruppen zur Gleichstellung in den Fachgesellschaften zeigt aber auch: Es gibt da noch einige Ausnahmen und auch die Lösungswege werden sehr unterschiedlich beurteilt. Nicht einheitlich ist z.B. die Meinung zu eigenen Frauenpreisen.
Wichtig ist die Präsenz von Frauen in den Preisgremien und die Transparenz bei den Entscheidungen, gerade auch bei den Ehrenpreisen.
Immer dann, wenn Forscherinnen tatsächlich unterrepräsentiert sind, könnte auch ein Extra-Scouting, d.h. eine proaktive Suche nach geeigneten Kandidatinnen eine Lösung sein.
Zumindest die vor allem für Forscherinnen diskriminierenden biologische Altersgrenzen habe die meisten Fachgesellschaften bereits abgeschafft oder die DFG-Richtlinien zur Anrechnung von Erziehungszeiten adaptiert.