IFiF-Projekte

#3FragenAn zum Thema Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen

SiGi

Dr. Melanie Slavici, welche Faktoren beeinflussen die Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen?

Das IFiF-Projekt „SiGi – Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen“ untersucht die Mechanismen und Strukturen, die die Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen beeinflussen. Das Forschungsprojekt analysiert sowohl die Aktivität/Passivität von Gründerinnen in Bezug auf die öffentliche Sichtbarkeit als auch die Selektionsmechanismen von Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen.
Erfolgsfaktoren für die öffentliche Sichtbarkeit von (weiblichen und männlichen) Startup-Gründer*innen in Hightech-Branchen werden ebenfalls identifiziert. Wir haben Dr. Melanie Slavici gefragt, was sie und ihre Kolleg*innen bislang herausgefunden haben.

Wir führen aktuell Interviews mit Tech-Gründerinnen durch und lernen, dass sie oft zwischen einer geschlechter-unabhängigen Sichtbarkeit als gründende Person und einer geschlechterspezifischen Sichtbarkeit als Gründerin unterscheiden.
Sichtbarkeit als Gründerin wird etwa durch die Branche und die Zusammensetzung des Gründungsteams beeinflusst. Während manche Gründerinnen dezidiert feministisch auftreten, sowohl ins Unternehmen hinein als auch extern als Speakerin oder Expertin, nutzen andere einen strategisch-pragmatischen Umgang zum Thema „Gender“. Andere wiederum negieren geschlechterbezogene Unterschiede völlig, und wieder andere fühlen sich durch die Zuschreibung als „female founder“ auf ihr Geschlecht reduziert.

Wichtig sind sicher etablierte, männlich dominierte Strukturen. Geldgeber*innen möchten ihr Investitionsrisiko reduzieren – indem sie in mutmaßlich „Bekanntes“ investieren. Hinzu kommt, dass gründungsbezogene Rollenerwartungen geschlechterspezifisch sind, und Gründerinnen häufig stereotyp weibliche Eigenschaften durchbrechen müssen, um dem „Entrepreneurial Ideal“ gerecht zu werden.
Weiterhin gründen Frauen häufiger in sozialen und ökologischen Bereichen mit geringeren Renditeerwartungen, womit sie für Investor*innen automatisch weniger interessant sind. Inzwischen berücksichtigen allerdings immer mehr Wagniskapital-Geber*innen diese über ökonomische Gewinnmaximierung hinausgehenden Faktoren in ihren Investitionsentscheidungen.

Sichtbarkeit ist sehr individuell. Während manche Gründerinnen (wie auch Gründer!) sich bewusst gegen bestimmte Formen der Öffentlichkeit entscheiden, stehen andere vor der Herausforderung, passende Strategien genau dafür zu entwickeln.
Wir denken, „Sichtbarkeit“ ist kein Selbstzweck, sondern es geht um phasen-, zielgruppen- und geschlechtergerechte Sichtbarkeit. Werden Gründerinnen nur durch ihr Geschlecht medial thematisiert, nützt das ihrem Startup eher wenig. Für eine positive, glaubwürdige Sichtbarkeit braucht es Medien, die über frauen(mit)gegründete Startups berichten und die dabei wichtigen Geschäftsfelder vorstellen. Und es braucht Frauen, die sich bewusst für diesen Weg der medialen Sichtbarkeit entscheiden.

Hier geht es zu dem Projektsteckbrief von „SiGi – Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen“.