meta-IFiF

Erkenntnisgewinn dank Social Media Monitoring

Studierende der Hochschule für Musik, Theater und Medien (HMTM) Hannover bearbeiten Themen von meta-IFiF.

Social Media Monitoring (auch Social Media Listening genannt) ist eine Form der qualitativen und/oder quantitativen Inhaltsanalyse und gehört in vielen Kommunikations- und Marktforschungsabteilungen zum Standard. Es handelt sich um die strategisch ausgerichtete Beobachtung und Analyse von redaktionellen und auch nutzergenerierten Inhalten in sozialen Netzwerken.

Die Einsatzgebiete von Social Media Monitoring und die Fragestellungen, die damit beantwortet werden können, sind vielfältig. Studierende des Instituts für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) der HMTM Hannover haben in einem Seminar unter der Leitung von Melanie Arens die Grundlagen dieser Methode erlernt und direkt praktisch angewandt.

meta-IFiF hatte die Möglichkeit, Themen einzureichen, die während der Praxisphase des Seminars bearbeitet wurden. Die Themen beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der Sichtbarkeit innovativer Frauen und wurden von fünf Studierenden-Gruppen bearbeitet.

Gleich drei Gruppen beschäftigten sich mit dem Thema Hate Speech. Mit Hilfe des Tools „Brandwatch“ untersuchten sie, wie in Sozialen Medien über Wissenschaftler*innen, die in der Öffentlichkeit stehen, gesprochen wird.

Abgebildet sind einige der am häufigsten genannten negativen Bezeichnungen in den Kommentaren über Viola Priesemann und Dirk Brockmann.

Die Studentin Jil Schlieper analysierte dafür, wie in sozialen Netzwerken über Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim diskutiert wird. Nguyen-Kim erhält für die kontrovers diskutierten Themen (z. B. Cannabis-Konsum, Corona-Maßnahmen), zu denen sie sich äußert, sehr viele negative Kommentare, insbesondere auf Twitter. Dennoch konnte Jule Schlieper feststellen, dass dabei häufig die inhaltlichen Themen im Fokus bleiben – und nicht etwa das Geschlecht der Wissenschaftlerin.

Zwei Gruppen beschäftigten sich mit Hate Speech gegenüber Virolog*innen während der Corona-Pandemie. Anna Kathmann und Lori Maetje analysierten die Kommentare über Viola Priesemann und Dirk Brockmann. Sie konnten dabei feststellen, dass durchaus unterschiedlich über die beiden Wissenschaftler*innen gesprochen wird und bei negativen Kommentaren zu Viola Priesemann häufiger explizit auf ihr Geschlecht eingegangen wird.

Für die Plattform Twitter ist für beide Wissenschaftler*innen die Anzahl der positiven und negativen Kommentare sowie der Anteil an allen Erwähnungen auf der Plattform abgebildet.

Auch Hannah Siegmann und Melissa Woschnitza verglichen Beiträge über zwei Wissenschaftler*innen. Sie analysierten die Kommentare in Sozialen Medien zu Melanie Brinkmann und Christian Drosten. Besonders auffällig war dabei, dass bei Twitter – hier findet sich der größte Teil der negativen Erwähnungen – Christian Drosten insgesamt deutlich mehr erwähnt wird, der relative Anteil negativer Erwähnungen aber bei Melanie Brinkmann größer ist.

Luca Rusche schaute sich die Berichterstattung und Kommentare zu Astronaut*innen an. Auch wenn der Vergleich hier schwierig war, da es noch keine deutsche Astronautin gab, konnte sie Unterschiede in der Berichterstattung über weibliche und männliche Astronaut*innen finden. In Texten über weibliche Astronautinnen werden häufiger Themen wie ihr Geschlecht, Familie oder Kinder erwähnt, die bei Berichten über männliche Astronauten keine Rolle spielen.

Mit dem Thema Wissenschaftspreise beschäftigte sich Thuy Trang Nguyen. Die Studentin ging der Frage nach, ob über männliche und weibliche Preisträger*innen des Leibniz-Preises unterschiedlich berichtet wird. Sie stellte fest, dass über die männlichen Preisträger nicht nur absolut, sondern auch pro Person mehr geschrieben wird. Eine weitere Erkenntnis war, dass die Berichte über die weiblichen Preisträgerinnen etwas häufiger positiv sind, wohingegen über die Männer eher neutral berichtet wird.

Die Studierenden haben gezeigt, dass sich diese Methode aus der Marktforschung auch für gesellschaftspolitische Themen eignet und sich so viele Ansatzpunkte für weitergehende Forschung zeigen.

Wir bedanken uns bei den Studierenden, Melanie Arens und dem Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung Hannover, dass wir Fragestellungen zur Sichtbarkeit innovativer Frauen einbringen durften.