Gendern ruft Frauen besser ins Gedächtnis
Eine großangelegte Erhebung der Universität Graz verdeutlicht die Wirkung von geschlechtergerechter Sprache. Die Ergebnisse wurden jetzt in der International Review of Psychology publiziert.
„Nennen Sie drei bekannte Schauspieler!“, war eine Aufgabe, die das Team um Hilmar Brohmer und Gabriela Hofer den über 2500 Studienteilnehmer*innen im deutschen Sprachraum stellte. Genannt bekamen die Forscher*innen daraufhin im Schnitt weniger als einen Frauennamen. Fragten sie hingegen nach drei PolitikerInnen oder Künstler*innen, waren bis zu 1,4 weibliche Vertreterinnen unter den Antworten. Bei neutralen Formulierungen wie „Personen aus dem Sport“ lagen die Ergebnisse dazwischen.
Das Ergebnis der Studie: Gendern ruft Frauen besser ins Gedächtnis
„Diese Untersuchung bestätigt, dass die Menschen beim sogenannten generischen Maskulinum, das beide Geschlechter einschließen sollte, in erster Linie an Männer denken – zumindest bei prominenten Persönlichkeiten“, fasst Hilmar Brohmer zusammen. Doppelpunkt oder Gender-Stern hingegen machen Frauen präsenter. „Kritiker*innen befürchten, dass geschlechterinklusive Sprache Frauen in den Mittelpunkt stellt. Das konnten wir widerlegen“, ergänzt Hofer. Selbst bei Formulierungen mit Binnen-I, die zu den meisten Nennungen weiblicher Vertreter*innen führte, wurden in etwa ebenso viele Männer wie Frauen angegeben.
Die Forscher*innen bezogen die politische Einstellung der Proband*innen sowie ihre Meinung darüber, ob bestimmte Berufe typisch männlich oder weiblich seien, in die Auswertung mit ein. „Der Effekt des Genderns blieb über alle Gruppen hinweg stabil“, merkt Brohmer an. Die Studie war eine Zusammenarbeit mehrerer Universitäten, die eine ähnliche Untersuchung aus dem Jahr 2001 wiederholte. Zum Zweck der wissenschaftlichen Transparenz stellen die Forscher*innen alle Daten und Materialien offen zur Verfügung.