Dr. Katja Knuth-Herzig bot unter dem Titel „Do it your way - Entwicklung einer authentischen Sichtbarkeitsstrategie für Wissenschaftlerinnen“ einen Kurzworkshop an, um erste Ideen für die eigene Sichtbarkeitsstrategie zu erarbeiten und allen Teilnehmerinnen einen Impuls zu geben, mit der eigenen Sichtbarkeit zu starten.
Am Anfang der eigenen Sichtbarkeitsstrategie sollte die Frage stehen, was Sichtbarkeit für die eigene Person bedeutet und vor allem, wie positive Sichtbarkeit definiert wird. Um sich diesem Punkt zu nähern, kann auch umgekehrt begonnen und die Frage beantwortet werden: Welche Form von Sichtbarkeit möchte ich auf keinen Fall?
Dr. Katja Knuth-Herzig brachte eine positive Definition von Sichtbarkeit mit, die im Rahmen des IFiF-Projektes SPARK mit vielen Teilnehmerinnen entwickelt wurde:
„Eine positive gendergerechte Sichtbarkeit ist erreicht, wenn Wissenschaftler*innen unabhängig von ihrem (binären) Geschlecht, aber auch ihrer (sozialen) Herkunft, lediglich aufgrund ihrer Expertise angefragt, für hochwertige Stellen angesprochen oder wissenschaftlich und öffentlich zitiert werden sowie mit ihrem Portfolio auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Mit dem Wort „Wissenschaft“ werden sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen assoziiert. Zusätzlich können erfolgreiche Frauen der Vergangenheit nachträglich sichtbar gemacht werden.“
Mit welcher Expertise möchte ich 2024 für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar sein?
Im ersten Teil des Workshops setzten sich die Teilnehmerinnen damit auseinander, mit welcher Expertise sie im Jahr 2024 sichtbarer sein wollen. In einer zweiminütigen schriftlichen Reflexion wurde die Frage „Womit möchte ich sichtbar sein“ bearbeitet. Danach erfolgte der Austausch in Kleingruppen, in denen sie sich gegenseitig vorstellten mit dem Satz: „Ich bin Expert*in für …“.
Wie viel Sichtbarkeit möchte ich?
Im zweiten Teil des Workshops ging es um die Frage, wie viel Sichtbarkeit jede Einzelne eigentlich möchte. Dr. Katja Knuth-Herzig stellte dazu vier Arten von Sichtbarkeit vor:
- CV-Wissenschaftlerin: Sie möchte mit ihrer Expertise online gefunden werden. Eigene Social-Media-Kanäle und andere Formen der Wissenschaftskommunikation hat sie nicht.
- Akademische Networkerin: Die akademische Networkerin möchte raus aus der passiven Rolle des Gefundenwerdens. Allerdings möchte sie hauptsächlich mit anderen Fachkolleg*innen in Kontakt treten. Dafür werden Social-Media-Kanäle wie LinkedIn und X genutzt. Es geht um den wiss. Austausch, selten darüber hinaus.
- Wissenschaftskommunikatorin: Wissenschaftskommunikatorinnen kommunizieren Wissenschaft sehr breit an unterschiedliche Zielgruppen. Sie nutzen dafür Social Media, geben Interviews und halten Vorträge. Sie werden entsprechend auch außerhalb der wissenschaftlichen Community wahrgenommen.
- Sciencefluencerin: Influencerinnen in der Wissenschaft gibt es bislang nur wenige. Es handelt sich dabei fast schon um einen eigenen Beruf, da sehr viel Zeit für die eigene Sichtbarkeit investiert werden muss.
Das Konzept der vier Sichtbarkeitstypen wurde von Susanne Geu entwickelt. Eine ausführliche Analyse über die einzelnen Sichtbarkeitstypen stellt sie in ihrem Blog vor: susannegeu.de/wie-viel-sichtbarkeit/
Wie möchte ich mich 2024 sichtbar machen?
Wie sich die Teilnehmerinnen im Jahr 2024 sichtbar machen wollen, stand im Mittelpunkt des dritten Teils des Workshops. Dr. Knuth-Herzig stellte ein Grundgerüst vor, das aus eigenen Definitionen positiver Sichtbarkeit, klaren Grenzen der Sichtbarkeit und der Auseinandersetzung mit persönlichen Werten besteht. Sie betonte, dass die eigenen Grenzen der Sichtbarkeit sehr individuell sind. Für die Entwicklung der eigenen Sichtbarkeitsstrategie ist es deshalb hilfreich, sich darüber klar zu werden, was eher persönliche Informationen sind (die auch mit der Welt geteilt werden können) und was private Informationen sind (die auf keinen Fall geteilt werden sollten). Diese Grenzen für sich selbst zu ziehen, hilft später enorm, um in den sozialen Medien authentisch sichtbar zu sein. Ebenfalls von großer Bedeutung für eine authentische Sichtbarkeitsstrategie ist das Hinterfragen der eigenen Werte und die Beantwortung der Fragen „Was will ich wirklich?“, „Warum ist mir das wichtig?“ und „Passt das, was ich tue, zu mir?“. Nur wenn die Sichtbarkeitsstrategie zu den eigenen Werten passt, wird sie nachhaltig sein.
Die Teilnehmerinnen hatten die Möglichkeit, sich in Einzelarbeit und in Kleingruppen mit ihren Werten auseinanderzusetzen. Eine abschließende Mentimeter-Wolke veranschaulichte die am häufigsten genannten Werte.
Abschließend ermutigte Dr. Katja Knuth-Herzig alle Teilnehmerinnen, konkrete Projekte anzugehen, wie beispielsweise den Ausbau oder die Erweiterung ihrer Social-Media-Kanäle.
Dieser Kurzworkshop basiert auf der 1,5tägigen Praxiswerkstatt „Sichtbarkeit für Frauen in der Wissenschaft“, die im IFiF-Projekt SPARK unter der Projektleitung von Dr. Katja Knuth-Herzig, Dr. Julia Rathke und Dr. Rubina Zern-Breuer entwickelt und erprobt wurde.
Hier geht es zum Projektsteckbrief von SPARK.
Der Vortrag wurde aufgezeichnet und steht Ihnen hier zur Verfügung.