Wissenschaftler*innen und Personen aus der Wissenschaftskommunikation sowie mehrere Vertreterinnen aus den Projekten der Förderrichtlinie "Innovative Frauen im Fokus" (IFiF) waren vor Ort. Alle einte das Interesse daran, sich näher mit der Wissenschaftskommunikation auseinanderzusetzen und neue Impulse für die eigenen Aktivitäten auf diesem Gebiet zu erhalten.
Die IFiF-Förderrichtlinie war in mehrfacher Hinsicht vertreten: An der Podiumsdiskussion hat Dr. Hanna Proner von der Zeit Verlagsgruppe und gleichzeitig Mitglied im Beirat von meta-IFiF teilgenommen. Anna-Sophie Barbutev hat die verschiedenen Formate der Wissenschaftskommunikation im IFiF-Projekt WIM vorgestellt (s.u.). Dr. Katja Knuth-Herzig (IFiF-Projekt SPARK) und Christina Rouvray (Metavorhaben "Innovative Frauen im Fokus") haben an der Veranstaltung teilgenommen - und alle vier haben die Gelegenheit zur Vernetzung genutzt.
Nachdem Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), skizziert hat, welche Strategien und Maßnahmen das BMBF einsetzt, um eine gute Wissenschaftskommunikation zu fördern, gab Jun. Prof. Dr. Amrei Bahr, Juniorprofessorin für Philosophie der Technik und Information an der Universität Stuttgart, einen Einblick in den Alltag einer Wissenschaftlerin.
Die Anforderungen an Wissenschaftler*innen sind hoch: gute Lehre, möglichst hochwertige und zahlreiche Beiträge in Fachjournalen und auf Konferenzen, zunehmende Erwartung von „guter“ Wissenschaftskommunikation – und das alles innerhalb von teilweise prekären Beschäftigungsverhältnissen an Universitäten und Hochschulen mit nur schlechten Perspektiven, jemals eine Professur zu erhalten.
Diese Thematik wurde auch in der anschließenden Paneldiskussion aufgegriffen. Die Diskutant*innen zeigten verschiedene Ansätze auf, wie Wissenschaftler*innen unterstützt werden können, um die Anforderungen auch in Bezug auf eine gute Wissenschaftskommunikation zu erfüllen. Hochschulen können viel tun: Von zusätzlichen Angeboten bereits ab Beginn des Studiums zum Thema Wissenschaftskommunikation und über alle Qualifikationsphasen der wissenschaftlichen Laufbahn hinweg zu einem Ausbau der institutionalisierten, zentralen Hochschulkommunikation, die mit entsprechenden Ressourcen ausgestattet ist.
Auch eine Wertschätzung innerhalb des Faches für diejenigen, die auch über die klassischen Kommunikationskanäle hinaus für eine gelungene Wissenschaftskommunikation in die breite Öffentlichkeit sorgen, gehört dazu. Die kann sich z.B. in Form von Fortbildungen oder gar einem Sabbatical zur Vertiefung ausdrücken. Wichtig ist auch ein Commitment von den Hochschulleitungen. Gleichwohl werden die dauerhaft begrenzten Ressourcen immer wieder zu Konflikten in der Verteilung vorhandener Mittel führen. Daher ist es nie auszuschließen, dass manche Hochschulleitungen sich entscheiden, andere Prioritäten zu setzen.
Aus dem Publikum wurde zusätzlich noch der Wunsch artikuliert, dass die Stellen in Projekten, die für die Wissenschaftskommunikation der Projektinhalte eingeplant sind, auch genehmigt und nicht im Rahmen des Bewilligungsverfahrens gestrichen oder gekürzt werden.
Anschließend wurden sieben innovative Ansätze für außergewöhnliche Wissenschaftskommunikation präsentiert. Dr. Sophie G. Elschner, Psychologin und Kognitionswissenschaftlerin am Fraunhofer Cluster of Excellence „Integrierte Energiesysteme“, zeichnet Comics („psychoSoph – Wissen über Psychologie“) über verschiedene Themen, um neuere Erkenntnisse aus ihrem Wissenschaftsbereich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Podcasts werden in allen Medien und zu allen Themen immer beliebter. Warum also nicht auch einen zur Klimaveränderung? Und zwar in fünf-Minuten-Häppchen, die leicht verständlich sind und so niederschwellig im Unterhaltungsprogramm von Radiosendern eingestreut werden können. So gehen die Macher*innen des Podcasts 5MinutenClimateChance vor, der von Dr. Lukas Weymann, Projektleiter am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung, vorgestellt wurde.
Auch durch klassische Medien wie populärwissenschaftliche Bücher können wissenschaftlich komplexe Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, so die These von Dr. Franca Parianen, Wissenschaftsjournalistin, Speakerin und Bestsellerautorin. Der Erfolg ihres Buches „Weltrettung braucht Wissenschaft“ gibt ihr Recht.
Sehr aufwändig und gleichwohl lohnenswert ist das seit über 20 Jahren erfolgreiche Format der Bonner Physikshow, die u.a. von Prof. Dr. Herbert Dreiner, Professor für Physik an der Universität Bonn, initiiert und bei der WissKon vorgestellt wurde. Dies eignet sich besonders für Themenfelder, die gut anschaulich dargestellt werden können.
Frederike Zeibig, PhD-Studentin an der Professur für Pflanzenbau an der Justus-Liebig-Universität Gießen, gründete gemeinsam mit anderen Promovendinnen den Instagram-Kanal „phdscicom“. Den Kommunikator*innen auf dieser Plattform wird ein Rahmen mit Beratung und technischer Unterstützung geboten, um interessante neue Forschung öffentlich zu machen und so die Wissenschaftskommunikation schon während der Promotionsphase voranzutreiben.
Bei Heimspiel Wissenschaft – Forschungstalk im Wirtshaus wird noch ein anderer Ansatz gewählt: Wisschenschaftler*innen, die oftmals die Heimat verlassen haben, um ihrer Leidenschaft Forschung nachgehen zu können, werden ermutigt, ihrem Heimatort einen Besuch abzustatten und in einem lokalen Verein, Gasthaus o.ä. ganz niederschwellig zu erzählen, mit welchen Themen sie sich wissenschaftlich beschäftigen. Philipp Schrögel, wiss. Koordinator und Wissenschaftskommunikator am Käte Hamburger Kolleg für Apokalyptische und Postapokalyptische Studien (CAPAS) an der Universität Heidelberg, stellte das Konzept vor.
Auch ein Projekt aus der Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ war als gutes Beispiel vertreten: Anna-Sophie Barbutev, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Potsdam, stellte vor, wie das IFiF-Projekt WIM (Wissenschaftlerinnen in die Medien) die Repräsentation von Wissenschaftlerinnen in den Medien analysiert und Wege ergründet, die zu einer höheren Repräsentanz führen können.
Alle genannten Beispiele sind einerseits gekennzeichnet durch außergewöhnliche und sehr innovative Ansätze der Reduktion von Komplexität, durch ein besonderes persönliches Talent (z.B. Comics zeichnen), einem besonderen Element der Unterhaltung und Kreativität. Andererseits fällt negativ auf, dass fast alle Ansätze ganz wesentlich nur durch ein besonderes privates Engagement in der Freizeit realisiert werden und damit auf „eigene Kosten“ im Hinblick auf die investierten Ressourcen.
In den Workshops am Nachmittag wurden einzelne Fragen rund um das Thema Wissenschaftskommunikation vertieft. Einen Einstieg in die Evaluation von Wissenschaftskommunikation boten beispielsweise Dr. Philipp Niemann, wissenschaftlicher Leiter des NaWik und Ricarda Ziegler, Leiterin des Evaluationsbereichs am NaWik. Denn wer Wissenschaftskommunikation betreibt, sollte sich auch um die Qualitätsfrage kümmern. Die Vermittlung methodischen Wissens dazu sowie wo man Unterstützung findet, waren Themen dieses Workshops. Ziel war es außerdem, den Teilnehmenden durch praktische Übungen einen ganz konkreten Erstzugang zur Evaluation eines eigenen Wisskomm-Projekts zu ermöglichen. Die beiden Workshopleiter*innen haben Anfang März hierzu auch einen in Open Access erschienenen Sammelband herausgegeben, mithilfe dessen die Inhalte vertieft werden können.
Die WissKon hat das Thema Innovation in und kritische Reflexion der Rahmenbedingungen von guter Wissenschaftskommunikation sehr intensiv beleuchtet. Teilnehmende der WissKon konnten mit vielen neuen Impulsen nach Hause gehen.
Das vollständige Programm kann noch hier eingesehen werden