IFiF-Projekte

Archäologinnen sichtbarer machen - Abschluss von AktArcha

AktArcha

AktArcha war ein interdisziplinäres Projekt an der Schnittstelle von Archäologie, Ge­schlech­ter- und Wissenschaftsgeschichte sowie Public History, das nach drei Jahren ausgelaufen ist.

Die drei Säulen des Projekts AktArcha © AktArcha

AktArcha wurde von 2021 bis 2024 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderrichtlinie "Innovative Frauen im Fokus" gefördert. Es war an der Universität der Bundeswehr München angesiedelt.

AktArcha hatte drei Säulen: 1. Die historisch-biografische und wissenschaftsgeschichtliche Forschung, 2., die zeitnahe Bereitstellung der Forschungsdaten für die Wissen­schafts­ge­mein­schaft und 3. die gezielte Vermittlung der Projektergebnisse an die breite Öffentlichkeit und Wissenschaftskommunikation.

Das IFiF-Projekt wurde in Kooperation mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deut­schen Archäologischen Instituts, dem Leibniz-Zentrum für Archäologie und der Uni­versitätsbibliothek Heidelberg durchgeführt. AktArcha arbeitete mit externen Fach­kräften aus den Bereichen Grafik und Ausstellungsmanagement.

Frauen und Geschlecht in der Geschichte der Archäologie wurde von dem Projekt anhand eines his­to­risch-biografischen Ansatzes untersucht. Dabei analysierten die Projektleiterinnen Biografien und Tä­tig­keiten von ca. 690 archäologisch arbeitenden Frauen im deutschsprachigen Raum vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert, wobei sowohl akademische als auch nicht-akademische Tätigkeiten berücksichtigt wurden. Anhand biografischer und sozial­ge­schicht­licher Methoden zeigten sie, wie Geschlecht und weitere soziale Kategorien den Zu­gang zur Wissenschaft sowie die Wahrnehmung und Karrieren dieser Frauen be­ein­flussten. Das verbreitete Bild des männlichen Archäologen als Aben­teurer und Einzel­käm­pfer sollte aufgelöst werden. Im Rahmen des Projekts stellte AktArcha die Archäologie als arbeitsteiligen Prozess dar, zu dem viele mar­gi­nali­sier­te Akteur*innen beitrugen. Die Ergebnisse tragen zur Wis­sen­schafts- und Ge­schlechter­geschichte bei, indem sie Mechanismen von In­klu­sion und Exklusion sowie die sozialen und politischen Bedingungen wissen­schaftlicher Ar­beit sichtbar machen.

Die Daten wurden nach den FAIR-Prinzipien (Auffindbar, Zugänglich, Inter­opera­bel, Wiederverwendbar) auf dem digitalen biografischen Informationssystem Propy­lae­um Vitae für andere Forschende zur Verfügung gestellt. 

AktArcha hat ana­loge und digitale Formate der Public History und der Wissenschaftskommunikation mit­einander verzahnt, um archäologisch arbeitende Frauen in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Der gewählte historisch-biografische Absatz ermöglichte dem Publikum eine emo­tio­nale und kognitive Annäherung an marginalisierte Akteurinnen der Archäologiegeschichte. Das Projektteam reagierten damit auch auf die aktuell hohe öffentliche Nachfrage nach Frauenbiografien und nach einer diversitätsorientierten Wissen­schafts­kom­mu­ni­kation. 

Hervorzuheben ist die Ausstellung "Ein gut Theil Eigenheit. Le­bens­wege früher Archäologinnen": Sie existiert als mobile Posterausstellung, museale Son­der­ausstellung und virtuelle Ausstellung im Web. Sie wird u.a. ergänzt durch barriere­arme An­ge­bote wie eine Audioversion und eine Broschüre in Leichter Sprache. Ver­knüpft ist die Ausstellung zudem mit dem Wissen­schafts­blog „AktArcha – Akteu­rinnen archäologischer For­schung und ihre Ge­schichte(n)“. Dort veröffentlichte AktArcha biografische Porträts, ge­schlech­ter- und wissen­schaftsgeschichtliche Analysen und Quellenbeispiele. Der Blog dient zugleich der Vernetzung mit anderen For­schen­den und ist mit einer ISSN und DOIs auf lang­fristige Zitier­fähig­keit ausgerichtet. Bisher 21.000 Aufrufe aus verschiedensten Ländern zeigen seine in­ter­nationale Reichweite. Ergänzend hat das Projektteam klassische Formate wie Vorträge, Aus­stellungsführungen, Science Slam, Kinder-Uni und universitäre Lehr­ver­anstal­tun­gen für die Wissenschaftskommunikation ge­nutzt und wissenschaftliche Pu­bli­kationen nach Möglichkeit Open Access publiziert.

Für die Wissenschaftskommunikation wurde im Projekt AktArcha auch Social Me­dia eingesetzt. Die Social-Media-Strategie umfasste textbasiertes Micro­blogging (BlueSky, Mas­to­don, X/Twitter) sowie Instagram für visuelle Inhalte. Besonders erfolg­reich war die In­stagram-Reihe "Ein Tag im Leben einer Archäologin". Die enge Ver­knüpfung von Social Media, Blog und Ausstellungen sicherte die Sichtbarkeit des Pro­jekts und zeigte Wir­kung. Die Blogbeiträge und Biogramme werden in Wikipedia-Artikeln zi­tiert und haben nachweislich zur nachhaltigen Sichtbarmachung archäologisch arbeitender Frauen bei­getragen. Be­stätigung erhalten die Projektleiterinnen auch durch die vielen Leihanfragen, die auch nach Projektende für die Ausstellung erhalten, und die positive Medienresonanz. In allen drei Projekt­säulen haben sich die Vorgehensweisen und Instrumente als funk­tions­fähig erwiesen. 

Autorin: apl. Prof. Dr. Elsbeth Bösl

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Zur digitalen Ausstellung "Ein gut Theil Eigenheit. Le­bens­wege früher Archäologinnen"

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