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Nobelpreise 2024: Nur eine Frau unter den Preisträger*innen

Die Schriftstellerin Han Kang wird mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet und ist damit die einzige Frau unter den 11 Preisträger*innen.

Nobelpreise 2024: Nur eine Frau unter den Preisträger*innen

Heute (10.12.2024) werden in Stockholm und Oslo die Nobelpreise für Physik, Chemie, Physiologie bzw. Medizin, Literatur und Frieden sowie der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen. Während im vergangenen Jahr vier von elf Nobelpreisen an Frauen gingen, wird in diesem Jahr nur eine einzige Frau (gegenüber 10 Männern) mit dem renommierten internationalen Preis geehrt.

In den naturwissenschaftlichen Disziplinen sind die Preisträger in diesem Jahr ausschließlich Männer, auch der Preis für Wirtschaftswissenschaften geht zu gleichen Teilen an drei männliche Wissenschaftler. Der Friedensnobelpreis wird an die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyō verliehen, die sich gegen die nukleare Aufrüstung in der Welt einsetzt.

Die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang erhält den Literaturnobelpreis für ihre „intensive poetische Prosa, die sich mit historischen Traumata auseinandersetzt und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens aufzeigt“. In der Kategorie Literatur liegt der Frauenanteil unter allen Preisträger*innen seit Beginn der Nobelpreisvergabe bei 14,9 Prozent. Damit sind hier vergleichsweise etwas mehr Frauen vertreten als in den Disziplinen Chemie, Physik, Medizin und Wirtschaftswissenschaften, wo der Frauenanteil jeweils deutlich unter 10 Prozent liegt.

Insgesamt liegt der Frauenanteil unter den Nobelpreisträger*innen von 1901 bis 2024 bei nur 6,7 Prozent. Dabei gab es in den letzten Jahren einen leichten Aufwärtstrend: Von 2011 bis 2020 lag der Frauenanteil unter den Preisträger*innen bei immerhin 14,5 Prozent und in den Jahren 2021 bis 2024 bei 17,0 Prozent. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass diese Zahlen auch schnell wieder sinken könnten, wenn in den kommenden Jahren Frauen nicht konsequenter berücksichtigt werden. Es bedarf deshalb nachhaltiger Anstrengungen, um sicherzustellen, dass die Leistungen von Frauen nicht nur wahrgenommen, sondern auch angemessen gewürdigt werden.

Der Nobelpreis sowie weitere Wissenschaftspreise tragen nicht nur dazu bei, innovative Leistungen von Wissenschaftler*innen sichtbar zu machen, sondern auch die Personen selbst. Die öffentliche Aufmerksamkeit bei Nominierungen oder Preisvergaben an Frauen hilft, Stereotype abzubauen, die Bedeutung weiblicher Beiträge hervorzuheben und damit weibliche Vorbilder in der Wissenschaft zu etablieren. Obwohl Frauen bei den wichtigsten deutschen Forschungsförderpreisen noch etwas unterrepräsentiert sind, gibt es hier einen klaren Trend zur Geschlechterparität: Beim Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis lag der Frauenanteil 2021–2024 bei durchschnittlich 40 Prozent. Beim Heinz Maier-Leibnitz-Preis, der an Nachwuchswissenschaftler*innen vergeben wird, sind Frauen im gleichen Zeitraum mit durchschnittlich 47,5 Prozent fast ebenso häufig wie Männer unter den Preisträger*innen vertreten.

Hier finden Sie ausführliche Daten & Fakten zum Nobelpreis und Erklärungsansätze für den Gender Award Gap.


Das IFiF-Projekt „Gender Award Gap? (Un-)Sichtbarkeit von Frauen in den Anerkennungskulturen der Medizin“ (GAP) hat untersucht, ob wissenschaftliche Preise in der Medizin unterdurchschnittlich häufig an Frauen vergeben werden und wie der Gender Award Gap überwunden werden kann.
Projektleiter PD Dr. Nils Hansson sprach mit meta-IFiF über Erkenntnisse aus dem Projekt 
Aktuell diskutierte er im Deutschlandfunk mit dem Pharmakologen Prof. Dr. med. Roland Seifert, wie gerecht der Vergabeprozess des Nobelpreises ist und was er heute bedeutet. Hier können Sie das Deutschlandfunk Streitgespräch „Ist der Nobelpreis noch zeitgemäß?“ nachhören



Quelle: https://www.nobelprize.org/all-nobel-prizes-2024/https://data.nobelprize.org/