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Visual Storytelling am Beispiel des IFiF-Projekts UN/SEEN

UN/SEEN

Dr. Aliena Guggenberger und Julia Neller, Hochschule Mainz, boten in ihrem Online-Vortrag der IFiF-Impulse Vortragsreihe einen Einblick in die Kommunikationsstrategie des „Visual Storytelling“.

Im Rahmen der Online-Vortragsreihe „Exzellent und trotzdem unsichtbar?! – Wege zu mehr Sichtbarkeit für Frauen in Wissenschaft und Innovation“ (IFiF-Impulse) haben die Projekte der BMBF-Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zu präsentieren. Am 11. Juni nutzten Dr. Aliena Guggenberger und Julia Neller diese Möglichkeit und stellten das Projekt „UN/SEEN. Innovative Frauen im Grafik-Design 1865–1919 & heute“ vor. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Kommunikationsstrategie des „Visual Storytelling“ anhand des Instagram-Kanals unseen.women.design, wobei besonders die Verzahnung von Wort und Bild hervorgehoben wurde.

Zu Beginn erläuterten die Referentinnen das Ziel des Projekts: Mit UN/SEEN sollen die bisher wenig bekannten gestalterischen Leistungen von Frauen im Grafik-Design sichtbar gemacht werden. Der Fokus liegt sowohl auf den Anfängen der Professionalisierung vor dem Bauhaus als auch auf der heutigen Situation von Frauen im Gestaltungsbereich. Trotz großer Fortschritte sind Grafik-Designerinnen noch immer weniger sichtbar als ihre männlichen Kollegen, was aktuelle Publikationen belegen, in denen beispielsweise nur 1,3 Prozent der vorgestellten Grafik-Designer*innen Frauen sind.

Um Sichtbarkeit für die Frauen zu schaffen, die nicht gezeigt werden, durchforstet das Projektteam von UN/SEEN Archive, Sammlungen und Nachlässe und trifft Nachfahren und Sammler*innen. Die Funde werden anschließend gesichtet, sortiert und digitalisiert. Über 270 Grafik-Designerinnen konnten so in der bislang 1 ½-jährigen Projektlaufzeit ausfindig gemacht werden.

Die Ergebnisse werden zielgruppenorientiert auf Instagram und der Projektwebsite veröffentlicht. Ergänzend dazu gibt es Formate wie ein „Around the World-Symposium“ mit zeitgenössischen Designerinnen im Frühjahr 2025 und Wikipedia-Workshops, in denen bereits mehr als 30 Einträge zu Grafik-Designerinnen erstellt wurden. Eine umfangreiche Publikation der Forschungsergebnisse ist für Herbst 2025 geplant.

Instagram als Medium für Visual Storytelling

Das zentrale Medium, um die recherchierten Grafik-Designerinnen und ihre Leistungen einer interessierten (Fach-)Öffentlichkeit vorzustellen und damit sichtbar zu machen, ist der Social-Media-Kanal Instagram. Hier werden nicht nur die Ergebnisse veröffentlicht, sondern auch die Arbeitsprozesse begleitet und dokumentiert. Auf der Website werden die recherchierten Frauen über eine Datenbank vorgestellt.

Der Instagram-Kanal des Projekts wurde am 8. März 2023 aufgelegt. Immer mittwochs werden neue Beiträge hochgeladen. Alle Beiträge sind zweisprachig (deutsch/englisch) und wissenschaftlich fundiert. Der Kanal hat aktuell (11.06.2024) ca. 800 Follower*innen, wobei ein kontinuierliches Wachstum zu verzeichnen ist.

Warum Instagram?

Wie für viele andere Projekte stellte sich auch für die Projektmitarbeiterinnen im Projekt UN/SEEN die Frage, über welchen Social-Media-Kanal sie ihre Forschungsergebnisse sichtbar machen wollen. Für Instagram hat sich das Projekt entschieden, weil es ein bildhaftes Format ist. Diese Bild-Text-Verzahnung ermöglicht es, Geschichten zu erzählen mit Hilfe von Bildern. Dieses „Visual Storytelling“ eignet sich besonders gut, um über die Arbeit und die Leistung von Grafik-Designerinnen zu berichten und eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen. Außerdem können mit Hilfe von Bildern auf Instagram Informationen mit Emotionen verknüpft werden, was die Botschaften noch eindringlicher macht.

Visual Storytelling auf Instagram – Elemente

Ein einheitliches Design (Logo, Key-Visuals, Schrift, Farbspektrum) bildet die Grundlage der Beiträge.
Wichtig ist den Projektmitarbeiterinnen eine klischeefreie Darstellung. Sie möchten eine visuelle Identität für die Frauen schaffen, die gezeigt werden. Entsprechend ist die Motivauswahl wichtig. Dabei wird auf Attribute der Stärke fokussiert, also auf aktive, dynamische Frauen, deren Leistungen hervorgehoben werden. Die gezeigten Gestalterinnen waren teilweise zu Lebzeiten sehr erfolgreich, wurden aber von der Geschichtsschreibung vergessen.

Eine weitere Maßgabe ist ein Werteversprechen. Das bedeutet, dass es sich um authentische Beiträge handelt. Wenn also Bleistiftstreifen in der Grafik sind, dann bleiben diese auch dort. Außerdem wird Wert auf Authentizität gelegt. Es wird gezeigt, was wirklich passiert ist. Dazu können Hürden in der Ausbildung gehören, aber auch die Errungenschaften der Frauen. Insgesamt wird ein positiver Zugang gewählt.

Verschiedene Zielgruppen

Der Instagram-Kanal des Projekts UN/SEEN beinhaltet verschiedene Kategorien und Serien (s. Grafik), mit denen unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Insbesondere bei der Zielgruppe der Studierenden lässt sich eine starke Begeisterung für aktivistische Themen feststellen.

Entstehungsprozess eines Instagram-Beitrags

Die Projektmitarbeiterinnen treffen sich in wöchentlichen Meetings und besprechen den nächsten Instagram-Beitrag. Dabei gehen sie immer vom Bild aus. Danach kommt erst der Text dazu.
Die Tonalität in Wort und Bild lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Simple smart statt kiss (keep it simple stupid)
  • Einladend (alle sind willkommen)
  • Niedrigschwellige Einstiege (Vorwissen wird eingeflochten)
  • Dynamik vs Statik (Animierte Bildinhalte)
  • Visualisierung von Themen/Aspekten, die sich schwer bebildern lassen
  • Esprit und subtiler Humor (can-do-Approach)

Was bewusst vermieden wird

Das Team setzt bewusst auf Qualität statt Quantität. Trends werden nicht verfolgt, sondern eine eigene Linie. Dazu gehört auch, die Follower*innen im Blick zu haben, weniger den Algorithmus.

Besondere Herausforderungen

Eine besondere Herausforderung liegt für das Projektteam in der Balance zwischen Wissenschaft und Unterhaltung. Hier muss kontinuierlich das richtige Maß gefunden werden. Ebenfalls herausfordernd ist es, die Zeitspannen 1865-1919 und heute abzudecken. Eine weitere Herausforderung ist die mediengerechte Aufbereitung in 2200 Zeichen und zweisprachig.

Der Leitsatz des Projektteams für alle Instagram-Beiträge lautet: Jeder gepostete Bildbeitrag müsste geeignet sein, UN/SEEN eigenständig zu bebildern.

Weitere Informationen zum Projekt UN/SEEN

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