„Wer für Freiheit ist, muss auch für Gleichstellung sein.“
Frauen. Forschung. Freiheit. Wie steht es um die Gleichstellung in der Wissenschaft? Eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit Bettina Stark-Watzinger am Weltfrauentag.
In ihrer Eröffnungsrede zur Veranstaltung anlässlich des Weltfrauentags, zu der das Bundesministerium für Bildung und Forschung und Wissenschaft im Dialog eingeladen hatten, hebt Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger den Zusammenhang von Freiheit und Gleichstellung hervor.
Sie betont die Internationalität des Weltfrauentags und animiert dazu, den Blick auch dahin zu wenden, wo Frauen unter schwierigen Bedingungen für Freiheit kämpfen. Zum Beispiel im Iran und Afghanistan, in Belarus oder dort, wo sie von der Gewalt der Hamas gegen Frauen betroffen sind.
Aber – bei allen Erfolgen der Gleichstellung – auch in Deutschland gibt es noch Ungleichheiten. „Nutzen wir unsere Freiheit“ fordert die Ministerin und ruft dazu auf, bestehende Ungleichheiten im Wissenschaftssystem anzugehen.
In der anschließenden Paneldiskussion sprechen Prof. Dr. Christiane Schwieren, Projektleiterin des IFiF-Projekts heiCHANGE und Gleichstellungsbeauftragte der Universität Heidelberg; Prof. Dr. Antje Boetius, Meeresbiologin und Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts und Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik mit Moderatorin Mona Ameziane über genau dieses Thema.
Ansatzpunkte gibt es dabei viele. So sind sich die Panelistinnen einig, dass Vorbilder eine wichtige Rolle spielen. Berufsbiografien und auch schon die Traumberufe von Kindern sind oft von Stereotypen geprägt. Da hilft es, wenn es zum Beispiel Professorinnen als Vorbilder gibt, die junge Frauen ermutigen können, selbst in die Wissenschaft zu gehen. Oder auch eine Forscherin-Barbie, die Mädchen zeigt, dass dieser Beruf selbstverständlich eine Option ist. Vorbilder können aber auch praktisch helfen, indem sie Mechanismen der Systeme (bspw. der Hochschule) erklären, wenn es im familiären Umfeld z. B. bisher keine Akademiker*innen gibt.
Einig sind sich die Panelistinnen aber auch dabei, dass es noch mehr und diversere Vorbilder braucht – zum Beispiel Frauen mit Kindern. Die Aufteilung der Care-Arbeit, die in Deutschland nach wie vor sehr ungleich ist, ist für die betroffenen Personen – meist Frauen – eine schwierige Herausforderung und leider oft ein Hinderungsgrund für eine (wissenschaftliche) Karriere. Prof. Schwieren weist darauf hin, dass gerade die Kriterien, nach denen in der Wissenschaft z. B. bei Berufungen beurteilt wird, ein Problem sind. Hier geht es nämlich oft um die Anzahl von Publikationen, für die Personen ohne Kinder oder jene, die weniger Zeit für Kinderbetreuung aufwenden, einfach mehr Zeit haben.
Was können wir nun tun, um die Gleichberechtigung in der Wissenschaft zu stärken?
Prof. Christiane Schwieren sagt, das Wissenschaftssystem bevorzuge aktuell wettbewerbsorientierte Menschen, die viel publizieren – das sind häufig Männer. Statt Frauen aufzufordern, sich dem anzupassen, fordert sie: „change the system, not the women“ und erarbeitet mit ihrem Projekt heiCHANGE Möglichkeiten, die Strukturen zu ändern.
Prof. Boetius sieht einen wichtigen Hebel in der Besetzung von Berufungskommissionen. Von unbewussten Vorurteilen können wir uns nicht freimachen, aber durch vielfältig besetzte Kommissionen kann dazu beigetragen werden, dass diese weniger Einfluss auf Auswahlentscheidungen haben.
Christine Regitz nennt zwei für sie wichtige Punkte. Zum einen müsse das deutsche Steuersystem geändert werden, damit Personen mit Kindern stärker gefördert werden – und weniger die Ehe. Zum anderen wünscht sie sich eine Plattform, auf der viele Menschen von ihrem realen Berufsleben berichten, denn viele Berufsbilder sind für junge Menschen wenig transparent – und dann auch nicht vorstellbar.
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht Ihnen auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Verfügung.