Der IFiF-Impulse Online-Vortrag wurde aufgezeichnet, hier geht es direkt zur Aufzeichnung
Kann Social Media dabei helfen, die mediale Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen zu erhöhen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich das IFiF-Projekt WIM - „Wissenschaftlerinnen in die Medien“ der FH Potsdam, das Teil der Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist. Am 18. November 2024 haben Prof. Dr. Judith Ackermann, Anne-Kathrin Gerlieb und Johanna Hartmann im Rahmen der Online-Vortragsreihe „IFiF-Impulse“ von den Aktivitäten und Erkenntnissen aus ihrem Projekt berichtet.
Das Projekt kombiniert Forschung und Umsetzung. In multimethodischer Forschung wird das Verhalten sowohl von Wissenschaftlerinnen als auch von Journalist*innen untersucht. Parallel dazu werden auf Grundlage der Forschung Social-Media-Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und so direkt erprobt.
In einer Medienpräsenzanalyse haben die Projektmitarbeiterinnen herausgefunden, dass deutlich mehr männliche Wissenschaftler als Experten in Medien zu Wort kommen als Wissenschaftlerinnen. Auch in Fachbereichen mit hohem Frauenanteil gibt es diesbezüglich große Unterschiede.
Eine These des Projekts ist, dass Social-Media-Aktivitäten von Wissenschaftlerinnen dazu beitragen können, dieses Ungleichgewicht auszugleichen, da Wissenschaftlerinnen so sichtbarer und für Medienvertreter*innen besser auffindbar und präsenter sind.
Um diese These zu untersuchen, hat das Projekt sowohl mit Wissenschaftlerinnen als auch mit Medienvertreter*innen gesprochen und Strategien abgeleitet.
Auf der individuellen Ebene empfehlen die Expertinnen Wissenschaftlerinnen Medienkompetenzschulungen, um das eigene Wissen über die Arbeitsweise von Journalist*innen zu erhöhen (z. B. wo diese nach Expert*innen suchen). Denn hier gibt es teilweise weit verbreitete Mythen, die nicht immer stimmen. Eine wichtige Rolle bei der Recherche spielen die Profile auf den Seiten der Hochschul- und Forschungsinstitute. Diese sollten unbedingt genutzt werden, um die eigenen Qualifikationen und die Fachexpertise darzustellen. Auch in Biografien auf Social-Media-Kanälen sollten die eigenen Qualifikationen im Vordergrund stehen und die Expertise genannt werden. Welche Social-Media-Kanäle genutzt werden, ist typabhängig und individuell unterschiedlich.
Viele Wissenschaftlerinnen wünschen sich in ihrer Sichtbarkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation mehr Unterstützung durch die eigene Institution. Die Kommunikationsabteilungen sollten die – oft freiwillige und teilweise in der Freizeit stattfindende – Arbeit der Wissenschaftlerinnen nutzen und z. B. durch das Teilen von Posts verstärken. Diese Fremdlegitimation durch Institutskanäle wird von vielen Wissenschaftlerinnen gefordert. Institutionen könnten auch Leitfäden für Mitarbeitende erstellen, um so sowohl die Wissenschaftlerinnen als auch die eigenen Kommunikationsexpert*innen zu entlasten.
Ein großes Hindernis für Sichtbarkeitstätigkeiten und Wissenschaftskommunikation liegt allerdings auf struktureller Ebene. Häufig finden diese Tätigkeiten in der Freizeit der Wissenschaftlerinnen statt, da keine zeitliche Anrechnung von Sichtbarkeitsarbeit auf wissenschaftliche Tätigkeiten stattfindet. Hier sollte strukturell Abhilfe geschaffen werden. Dazu beitragen können die Anerkennung von Sichtbarkeitsarbeit als Qualifikationsmerkmal und Weiterbildungsangebote in diese Richtung.
Das Projekt „Wissenschaftlerinnen in die Medien“ versucht diesbezüglich einen Beitrag zu leisten, indem Formate entwickelt werden, die niedrigschwellig von Wissenschaftlerinnen genutzt werden können. Außerdem wird ein Workshop zu Medienkompetenz für Wissenschaftlerinnen entwickelt und im Jahr 2025 steht die Publikation eines Sammelbandes und politischer Handlungsempfehlungen an.
- Weitere Informationen zum Projekt WIM
- Der nächste Vortrag in der Reihe IFiF-Impulse findet am 11. Dezember statt. Thema ist die Leaky Pipeline in der Kommunikationswissenschaft Zur Anmeldung
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